In fünf Arbeitsgruppen diskutierten sie über praktische Hilfen, entwickelten Ideen und sprachen über mögliche Projekte, um die Integration von Flüchtlingen aktiver zu gestalten.
Hilfsbereitschaft ist riesengroß
Der prall gefüllte insel-Saal hat am vergangenen Donnerstag (26.03.) gezeigt: Die Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge in Marl ist riesengroß. Bürgermeister Werner Arndt war begeistert über das erstaunliche Interesse der Bürger und bezeichnete den ersten Flüchtlingsgipfel als „positiven Anfang für die bevorstehenden Herausforderungen“. Ziel sei die Koordination und Vernetzung aller, die bei der Integration der Flüchtlinge mit anpacken wollen. „Auch wenn noch nicht alles rund läuft, befinden wir uns auf einem guten Weg“, so Arndt. Zunächst ginge es in erster Linie darum, „Ideen zu bündeln und Akteure zu vernetzen“.
Ohne Sprache geht nichts
Beim ersten Flüchtlingsgipfel wurden in den Arbeitsgruppen „Betreuung und Begleitung im Alltag“, „Freizeit und Sport“, „Deutschunterricht“, „Wohnen“ sowie „Psychologische Betreuung“ mögliche Projekte zur Eingliederung in Marl erarbeitet. Schnell stand fest: Ohne Sprache geht nichts. Jeder Flüchtling solle die Möglichkeit erhalten, Deutsch zu lernen – so der Tenor. „Dafür müssen wir Angebote schaffen“, erklärte VHS-Leiterin Stefanie Röttger. Eine Koordinierungsstelle solle künftig dafür Sorge tragen, „das Sprachangebote bekannt gemacht werden“. Die VHS hat signalisiert, ehrenamtlich tätige Bürger entsprechend zu qualifizieren und dabei zu helfen, einen Dolmetscherpool mit aufzubauen.
Rückhalt auch in Beruf und Ausbildung
Das Sprache der Schlüssel für Orientierung ist, darüber waren sich viele Teilnehmer in den Arbeitsgruppen einig. Sprache reiche alleine aber nicht aus. Neu ankommenden Flüchtlingen müsse man z.B. auch bei Behördengängen zur Seite stehen, Hilfestellungen bei der Betreuung ihrer Kinder anbieten, Unterstützung bei der Einrichtung eines Bankkontos leisten oder die Teilnahme am Vereinsleben ermöglichen. Ebenfalls Rückhalt bieten müsse man den Menschen für die Herausforderungen in Beruf, Ausbildung oder Wohnungssuche.
Vernetzung vorantreiben
„Erste Schritte und konkrete Vorschläge zu den Themen gab es u.a. bereits aus den Gemeinden und von einzelnen Bürgern“, berichtete Thomas Freck, Koordinator für die Flüchtlingshilfe bei der Stadt Marl. Auch im Bereich Freizeit und Sport versuche man, die Vernetzung mit den Ehrenamtlichen voranzutreiben. „Wir loten gerade aus, welcher Verein welche Angebote und Möglichkeiten anbieten kann“, so Jennifer Radscheid, Integrationsbeauftragte der Stadt Marl.
Struktur im Tagesablauf wichtig
In der Arbeitsgruppe „Psychologische Betreuung“ wurde außerdem deutlich, dass Strukturen im Tagesablauf und im Alltag für Flüchtlinge enorm wichtig sind. „Die Menschen flüchten mit teils traumatischen Erfahrungen in ein fremdes Land“, sagte Gruppenleiter Andreas Wesche. „Flüchtlinge brauchen zunächst Sicherheit, Vertrauen und Stabilität. Hier müssen wir gemeinsam ansetzen und vor allem Zeit und Ruhe zum Reden finden“, erklärte Wesche. Dafür lädt z.B. die Alevitische Gemeinde regelmäßig Flüchtlinge zum Frühstück ein. „Hier gibt es Bürger“, so Dr. Hans-Ulrich Foertsch, „die mehrere Sprachen sprechen und sich mit den Menschen aus den verschiedenen Ländern verständigen können“.
Ehepaar Surral von Beginn an engagiert
Auch das Ehepaar Surall weiß als ehrenamtliche Helfer, wie wichtig ein Gespräch und persönliche Beziehungen sein können. „Seit dem Willkommenstreffen in der Auferstehungskirche im Dezember engagieren wir uns in der Flüchtlingsarbeit“, so Fritz Surall. Seine Frau Annerose gibt Deutschunterricht im Ernst-Reuter-Haus und beide betreuten bereits zwei Personen aus Eritrea. „Wir helfen wo wir können“, sagte Annerose Surall. „Jetzt hoffen wir, dass die Arbeit auch auf mehrere Schultern verteilt werden kann“.
Nächster Gipfel im Mai
Die Verwaltung hat alle Ideen und Vorschläge des ersten Flüchtlinggipfels gesammelt und wird diese nun dokumentieren, um das weitere Vorgehen zu koordinieren. Ein zweiter Flüchtlingsgipfel – voraussichtlich am 20. Mai – soll dann alles bündeln und konkrete Projektideen und Arbeisstrukturen auf den Punkt bringen. Darüber hinaus sucht die Stadt weiterhin Bürgerinnen und Bürger, die sich in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit engagieren möchten. Für Fragen steht in der Verwaltung Thomas Freck (Tel.: 99-2427, thomas.freck(at)marl.de) zur Verfügung.