Eltern-Kind-Bewegung, Eltern-Kind-Kochen, Eltern-Kind-Rhythmik – und das ganzjährig an drei Tagen in der Woche: Im Stadtteilbüro Hüls-Süd im Nachbarschaftszentrum Max-Reger-Straße 99 wird seit drei Jahren einiges für Familien geboten.
Bewegung, Ernährung und Kultur
„Unsere Idee war es, über das Stadtteilbüro Familien ganzheitlich zu betreuen und dabei die Themen Bewegung, Ernährung und Kultur miteinander zu verbinden“, erinnert sich Claudia-Schwidrik-Grebe, Dezernentin für Schule & Sport, Kultur & Weiterbildung, Arbeit & Soziales und Jugend der Stadt Marl. „Erste Überlegungen hatte es bereits vor Corona gegeben. Heute sind wir auch ein wenig stolz, auf das, was wir erreicht haben“, ergänzt Ramona Glodschei, die im Stadtteilbüro als Sozialarbeiterin das Projekt betreut und es auch selbst mit konzipiert hat.
Angebote im wöchentlichen Wechsel
Einige Familien sind sogar von Beginn an dabei. Angeboten werden im wöchentlichen Wechsel Programme zur Bewegung, Rhythmik und zum Kochen. Angesprochen sind donnerstags Eltern mit Kindern im Alter von einem Monat bis zu drei Jahren, jeweils freitags Eltern mit Kindern im Alter von vier bis sechs Jahren und immer am Dienstag Eltern mit Kindern im Alter von sechs bis zehn Jahren – jeweils von 15.30 Uhr bis 17 Uhr. Dahinter steckt die Idee, dass interessierte Familien alle drei Altersgruppen durchlaufen. „Dadurch haben wir eine Art Alleinstellungsmerkmal“, weiß Andreas Wesche, Leiter des Jugendamtes. Finanziert wird das Projekt seit Anbeginn vom Rotary Club Marl. Mit Kersten Blaschczok, Präsident Martin Schmidt und Thomas Jostmann ließen sich jetzt gleich drei Mitglieder vor Ort auf den Stand der Dinge bringen.
Honorarkräfte sind rar gesät
Aktuell reicht das Geld noch für rund ein Jahr. Andreas Wesche: „Wir haben gut gewirtschaftet, so dass das Budget, das eigentlich auf drei Jahre angelegt war, noch nicht aufgebraucht ist.“ Dennoch sollte der Blick aber bereits auf die Zeit danach gerichtet werden. „Wenn wir sehen, wie gut dieses Angebot von Dutzenden Familien angenommen wird, die uns teilweise bereits von Beginn begleiten, dann dürfen wir ganz selbstbewusst von einem Erfolg sprechen“, so Ramona Glodschei. Dabei ist die Arbeit nicht immer einfach – Stichwort Fachkräftemangel, der sich auch im Nachbarschaftszentrum zeigt. Selbst Honorarkräfte sind mittlerweile rar gesät.
Begleitung über Jahre
Je nach eigenem Bestreben sollen Familien die einzelnen Gruppen durchlaufen, werden über die Jahre begleitet. So erreiche man nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern. Beispiel Gesundes Kochen - da reicht es nicht, einfach Nudeln ins Wasser zu werfen. Es geht um die Gemeinsamkeit, um letztlich auch eine gewisse Nachhaltigkeit in die Idee zu bringen. Und das gelingt offenbar sehr gut. Viele Familien adaptieren das Angebot aus dem Stadtteilbüro, übernehmen Strukturen ins Private, treffen sich mit anderen Familien, legen Wert auf gemeinsame Mahlzeiten oder melden sich aktiv im Sportverein an. „Genau solche Geschichten wünschen wir uns, sie sind unser Ziel“, so Claudia Schwidrik Grebe.
Ideen ins Private überführen
Thomas Jostmann kann dem nur zustimmen: „Unsere Gesellschaft stellt sich zurecht die Frage, wie ich Kinder in unserem PC- und Handy-Zeitalter in Bewegung bekommen kann. Dieses Ziel wird hier zweifelsohne erreicht – und das kombiniert mit guter Ernährung.“ „Darüber hinaus führt das Projekt auch zu einem größeren Zusammenhalt im Stadtteil“, weiß Ramona Glodschei und freut sich, dass Familien quer durch alle Bildungsschichten, mit und ohne Migrationshintergrund mit dabei sind – „So soll es sein.“
Familienzentrum Maxi-Marl ist auch dabei
Positives Feedback erhält auch Dagmar Schulden vom benachbarten Familienzentrum Maxi-Marl, das genauso eingebunden ist wie die gegenüberliegende Canisiusschule: „Eltern sprechen mich auf das Angebot an und geben begeisterte Rückmeldungen.“ Und ist dieses Angebot erweiterbar? „Hier an der Max-Reger-Straße haben wir mit den Räumlichkeiten optimale Voraussetzungen und ein Team, das bereits seit 20 Jahren vor Ort tolle Arbeit leistet, zudem existiert nebenan das Familienzentrum. Natürlich überlegen wir, in welchen Stadtteilen solch eine Form ebenfalls Sinn machen kann“, sagt Anja Lange, Netzwerkkoordinatorin Junge Hilfen im Jugendamt.
Einladung der Rotarier
Im Frühjahr wollen die Rotarier auf jeden Fall das Hüls-Süd-Team zu sich einladen, um auch anderen Mitgliedern von der erfolgreichen Arbeit erzählen zu lassen. „Wir würden uns natürlich freuen, wenn diese Zusammenarbeit in Form eines ,Public Private Partnership‘ fortgeführt oder sogar ausgeweitet werden könnte“, sagt Claudia Schwidirik-Grebe.