Die beiden Kitas sollen dafür zu einer sogenannten additiven Einrichtung in der Trägerschaft der Diakonie zusammengeführt werden. Den entsprechenden Vorschlag der Verwaltung, der am 30. Januar zunächst im Kinder- und Jugendhilfeausschuss politisch beraten wird, hat Jugend- und Sozialdezernentin Dr. Barbara Duka heute gemeinsam mit Horst Bögeholz vom Vorstand des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Recklinghausen vorgestellt. An dem Gespräch nahm auch die stellvertretende Ausschussvorsitzende Maria (Marlies) Mell teil, die das Vorhaben aus pädagogischen Gründen nachdrücklich begrüßte.
Ziel: gleichberechtigte Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
Wurden bisher in den heilpädagogischen Kindertageseinrichtungen ausschließlich behinderte Kinder betreut, werden in sogenannten additiven Einrichtungen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam in kleinen gemischten Gruppen betreut (Fachleute sprechen von Inklusion) - ähnlich wie in den schon bestehenden integrativen Gruppen in den Regelkindergärten, aber mit intensiverer Betreuung der Kinder. Die Weiterentwicklung der heilpädagogischen Kindertagesstätte an der Martin-Luther-Straße und der Kita Blauland am Lipper Weg zu einer additiven Einrichtung ist für Dr. Barbara Duka daher „ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur gemeinsamen Erziehung behinderter und nicht-behinderter Kinder und zur gleichberechtigten Teilnahme von Menschen mit und ohne Behinderungen am gesellschaftlichen Leben in unserer Stadt".
Eltern werden ausführlich informiert
Da die konzeptionelle Neuausrichtung und der damit verbundene Wechsel der Kita Blauland in die Trägerschaft des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Recklinghausen bei einem entsprechenden positiven Ratsbeschluss weitreichende Auswirkungen hat, wollen das Diakonische Werk und die Stadt Marl die Elternschaft auf dem Weg zur Verschmelzung der beiden Einrichtungen „mitnehmen" und ausführlich informieren. Beide Partner gehen davon aus, dass die Eltern für das neue Konzept gewonnen werden können. Hierfür sprechen Erfahrungen, die mit der Einrichtung einer Regelgruppe im heilpädagogischen Zentrum zum Kita-Jahr 2012/2013 gemacht wurden. Dort fand nach Auskunft von Diakonie-Vorstand Horst Bögeholz die additive pädagogische Arbeit nach anfänglichem Zögern nachhaltigen Zuspruch bei den Eltern.
Kita Blauland wechselt in Trägerschaft des Diakonischen Werkes
Die in der Kita Blauland unbefristet beschäftigten Fachkräfte könnten nach Auskunft von Dr. Barbara Duka weiterhin bei der Stadt Marl bleiben und zum Kita-Jahr 2014/2015 in andere städtische Einrichtungen wechseln, weil dort zeitlich befristete Beschäftigungen auslaufen. Zusätzliche Kosten sind für die Stadt Marl - auch einschließlich der Übernahme eines Trägeranteils an der neuen Einrichtung - nicht verbunden. Im Gegenteil: Wegen der höheren Fördersätze für integrative Gruppen spart die Stadt Marl voraussichtlich 27.000 Euro pro Jahr.
Vorteile: Erhöhter Personalschlüssel und thearapeutisches Personal
Zum hintergrund: Der Landesjugendhilfeausschuss hat im Dezember 2009 nach intensiver Beratung beschlossen, dass die reinen heilpädagogischen Kindertagesseinrichtungen im Bereich des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe bis spätestens 2014 in sogenannte additive Einrichtungen umgewandelt und Kinder mit und ohne Behinderungen in gemischten Gruppen (unter einem Dach oder an unterschiedlichen Standorten) betreut und gefördert werden sollen. Additive Einrichtungen profitieren u.a. von einem erhöhten Personalschlüssel für die heilpädagogischen Plätze (heilpädagogische Plätze werden auch in den gemischten Gruppen weiterhin unverändert vom überörtlichen Sozialhilfeträger finanziert) und therapeutischem Per-sonal (Ergotherapeuten, Physiotherapeuten u.a.).
Dauerhafter Bedarf
Das Jugendamt geht davon aus, dass mit den bestehenden 24 heilpädagogischen Plätzen in der heilpädagogischen Kita der Bedarf in Marl gedeckt ist und die Plätze nach bisherigen Erfahrungen dauerhaft benötigt werden. Die endgültige Entscheidung über die Kooperation und den Wechsel der Kita-Blauland in die Trägerschaft des Diakonischen Werkes trifft der Rat der Stadt Marl voraussichtlich in seiner Sitzung am 14. Februar.
Weitere Infos: Beschlussvorlage 2013-0023