Der Wirtschaftsempfang von Stadt und Wirtschaftsclub dient dem Austausch zwischen Wirtschaft, Politik und Stadtgesellschaft. Rund 300 Gäste folgten am Donnerstagabend (10.10.) dem Ruf ins Rathaus der Stadt. Der Empfang stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. Der Blick wurde insbesondere auf die Frage gerichtet, welche Chancen der digitale Wandel bieten kann.
Experten gewonnen
„Ich freue mich sehr, dass Christian Baudis unserer Einladung nach Marl gefolgt ist“, sagte Bürgermeister Werner Arndt in seiner Begrüßung. Gerade Marl und die Emscher-Lippe-Region „stecken mitten im Strukturwandel und sind sich ihrer Verantwortung bewusst“. Mit dem Futuristen habe man einen Experten gewinnen können, der seit vielen Jahren in leitenden Positionen in der europäischen Digitalbranche tätig sei. Die Idee, den Digital-Guru nach Marl zu lotsen, hatte Tiefbauunternehmer Roland Wübbe.
Apps und Roboter bestimmen Leben
In seinem Impulsvortrag zeigte Christian Baudis anschaulich, dass der digitale Wandel nicht nur die Arbeitswelt, sondern unser gesamtes Leben in den nächsten zehn Jahren erheblich verändern wird. Big Data, künstliche Intelligenz, Sensorik, Robotik und selbstfahrende Autos – als international tätiger Startup-Scout weiß Christian Baudis aus erster Hand, wohin die digitale Reise geht. „Digitalisierung ist mehr als nur das Internet“, so Baudis. Mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis verdeutlichte er unter anderem, wie Apps und Roboter unser Leben bestimmen. „Nur wer sich digitales Wissen aneignet, wird bestehen“, glaubt der derzeit angesagte Keynote-Speaker. „Egal ob Industrie, Handel, Handwerk oder Dienstleistung“, so Baudis, „die Auswirkungen der Digitalisierung werden mehr oder weniger alle Branchen betreffen und umwälzen“.
Digitale Infrastruktur aufbauen
Bürgermeister Werner Arndt geht es in Zukunft vor allem darum, „die Digitalisierung als Chance zu begreifen“. Marl sei eine Stadt des Wandels, hier sei eindrucksvoll zu sehen, was Wandel gestalten könne. Arndt: „Insbesondere die aktuellen Millionen-Investitionen im Chemiepark, die Ansiedlung der Metro Logistics, das Projekt gate.ruhr oder die Neugestaltung des Marler Sterns sind wichtige Meilensteine, die die Dynamik des Wandels sichtbar machen aber auch das Potenzial digitaler Möglichkeiten ausschöpfen“. Vor allem beim Zukunftsprojekt gate.ruhr sei das vorrangige Ziel, „eine zukunftsfeste digitale Infrastruktur aufzubauen“, um dringend benötigte Arbeitsplätze zu schaffen. Auch die Digitalisierung in Schulen müsse jetzt „zügig vorangetrieben“ werden.
Flächen weiterentwickeln
Dass die Emscher-Lippe-Region nicht den wirtschaftlichen Anschluss an das Bundesgebiet verpasst, ist für Uta Heinrich, Vorsitzende des Wirtschaftsclubs Marl, von zentraler Bedeutung. „Vor allem in den Bereichen Innovationsfähigkeit, Bevölkerungswachstum, Arbeitsmarkt und Wohlstand hinken unsere Städte laut Studien weit hinterher“. Ziel müsse es bleiben, „jede mögliche Fläche für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe nutzbar zu machen“.