„Der Klimawandel ist die zentrale Schicksalsfrage"

Es war, als habe das Wetter mit Hitzetemperaturen pünktlich zur Schülerklimakonferenz einen Hilferuf senden wollen, damit die Erderwärmung gestoppt und das Klima besser geschützt wird. Die über 50 Schülerinnen und Schüler jedenfalls entwickelten zahlreiche praktische Ideen, wie jeder allein oder gemeinsam mit anderen etwas für den Klimaschutz bewirken kann.

Fridays For Future-Demo gab den Anstoß

Bürgermeister Werner Arndt, der die Konferenz gemeinsam mit Schülersprecherin Sophia Winzbeck vom Albert-Schweitzer-/Geschwister-Scholl-Gymnasium (ASGSG) eröffnete, konnte jeweils acht Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen im Rathaus begrüßen. Mit der Veranstaltung löste er ein Versprechen ein, das er bei der Fridays For Future-Demonstration im März gegeben hatte.

Sieben Workshops zum praktischen Klimaschutz

Und so beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Klimakonferenz in Arbeitsgruppen („World Cafés“) damit, wie man in den Bereichen Energie, Industrie, Konsum, Ernährung, Gebäude, Abfall und Mobilität zum Klimaschutz beitragen kann. Als Gesprächspartner standen ihnen ausgewiesene Expertinnen und Experten des Chemieparks, der Verbraucherberatung, des Naturschutzbundes, der Kleingärtner und Imker, der EnergieAgentur NRW und der städtischen Abfallberatung sowie der städtische Klimaschutzmanager und Veranstaltungsorganisator Michael Klement zur Verfügung.

"Die nächsten Jahre sind entscheidend"

Prominenter Gast war der Marler Meeresbiologe Prof. Frithjof C. Küpper von der Universität Aberdeen in Schottland. Er stellte in seinem Impulsvortrag heraus, dass die Welt derzeit an einem Scheideweg steht: „Der Klimawandel ist die zentrale Schicksalsfrage für die Zivilisation, und die nächsten Jahre sind dabei entscheidend.“ Denn um die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen, müssten die CO2-Emissionen bis 2030 um 49 Prozent gesenkt werden. Besonders die Gewinnung von Elektrizität habe einen großen Anteil an den schädlichen Treibhausgasen. Erneuerbare Energien seien heutzutage eine praktikable und bezahlbare Alternative zu fossilen Brennstoffen und müssen weiter gefördert und genutzt werden, so Küpper.

Lob für das Engagement der Marler Schüler

„Die Lage ist nicht aussichtslos, aber wir müssen jetzt handeln“, betonte der Klimaforscher. Er zeigte sich sehr erfreut darüber, dass der Klimawandel „endlich das Topthema im öffentlichen Bewusstsein“ geworden ist. Das sei auch auf die Protestaktionen zurückzuführen. „Ihr seht, euer Protest für den Klimaschutz ist sinnvoll. Macht weiter so, setzte euch lautstark, aber friedlich für unsere Umwelt ein“, ermutigte er die anwesenden Schülervertreter.

Beim Einkauf, in der Schule oder im Verkehr

Und das tun die Marler Schüler mit großem Engagement: Die Palette der Anregungen und Vorschläge, die die Schülerinnen und Schüler in den anschließenden Workshops formulierten, zeigen: Es gibt in der Tat viele Möglichkeiten, selbst etwas zum Schutz des Klimas zu leisten. Etwa, indem man für den Einkauf eigene Taschen statt Plastiktüten nutzt und Geräte reparieren lässt statt neue zu kaufen. Oder indem man mit dem Anlegen von Beeten die Artenvielfalt verbessert oder mit dem Ausbau von Schulgärten die Wertschätzung für Lebensmittel erhöht und den sparsamen Umgang mit ihnen fördert. Auch die verstärkte Nutzung von Bus und Bahn entlaste das Klima.

Einsatz auf allen Ebenen gefordert

Deutlich wurde aber auch, dass auch auf anderen Ebenen wichtige Weichen gestellt werden müssen: zum Beispiel für die Nutzung von Sonnenenergie, für bessere Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr sowie für eine angemessene Preisgestaltung für das Schülerticket, oder auch mit dem Lückenschluss im Radwegenetz und mit dem Pflanzen von mehr Straßenbäumen.

Konferenz als Ort der Vernetzung

„Wir wollten nicht nur über Klimaschutz reden, sondern auch Perspektiven für das eigene Handeln entwickeln. Dieses Ziel haben wir erreicht“, sagte Fatima Deniz, Schülersprecherin am Gymnasium im Loekamp und Mitorganisatorin der Fridays For Future-Demo in Marl, zum Abschluss der Konferenz unter dem Applaus der Teilnehmer. Sie hatte die Veranstaltung gemeinsam mit Norbert Schulz moderiert, Lehrer am ASGSG. Alle haben die Konferenz auch dazu genutzt, Kontakte zu Ansprechpartnern zu knüpfen, mit denen sie in Zukunft zum Beispiel weitere Workshops in ihren Schulen organisieren möchten.

Bei der Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes berücksichtigt

Die Anregungen und Vorschläge werden jetzt dokumentiert und für die Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Marl berücksichtigt. Darüber hinaus regte Bürgermeister Werner Arndt an, für jede Schule einen Klimawächter zu benennen, der an der Dokumentation der Konferenzergebnisse und ihrer Umsetzung mitwirken soll.

Weitere Veranstaltungen folgen

Arndt kündigte auch bereits das nächste Klima-Projekt an: „Heute war der Auftakt, die Diskussion geht weiter“. So soll es demnächst in Zusammenarbeit mit der insel-Volkshochschule eine Ringvorlesung geben, in der Klimathemen mit ausgewiesenen Experten und engagierten Akteuren erörtert werden. Mit Prof. Dr. Frithjof Küpper hat ein prominenter Redner bereits zugesagt.

 

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Nach Abschluss der Konferenz pflanzten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer symbolisch eine Wildbirne am Rathaussee.

In sieben Workshops entwickelten sich anregende Diskussionen zum praktischen Klimaschutz.

Die Pinnwände füllten sich schnell mit den Anregungen aus den Workshops. Fotos: Stadt Marl / Pressestelle