Konzertreihe „The Jewish Touch“: Den Teufel im Gepäck

Der Schauspieler Gerald Friese und das Trio Schmuck bringen Igor Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ am 5. Oktober in der Scharounchule zur Aufführung.

Einen Pakt mit dem Teufel einzugehen, geht meistens nach hinten los. Das erfuhr der unselige Faust in Goethes Drama – und auch einem unbekannten Soldaten in Igor Strawinskys Meisterwerk „Die Geschichte vom Soldaten" ergeht es nicht anders. Eine außergewöhnliche Darbietung erwartet das Publikum am 5. Oktober in der Aula der Scharounschule: Das Trio Schmuck bringt Igor Strawinskys symbolträchtiges Musiktheater in einer einzigartigen kammermusikalischen Fassung auf die Bühne. Unterstützt werden die Musiker von dem renommierten Schauspieler und Erzähler Gerald Friese, der die „Geschichte vom Soldaten“ nicht nur erzählt, sondern auch in die Rollen des Soldaten und des Teufels schlüpft.

Verhängnisvoller Deal

Vorgeführt wird in diesem Stück, wie verhängnisvoll es sein kann, wenn man seine Seele für vermeintlichen Reichtum verkauft. Da wandert ein Soldat gen Heimat, weil er Urlaub hat. Müde wie er ist, gerät der Marschrhythmus seiner Bewegung schon manchmal etwas aus dem Takt. Da kommt ihm der Teufel in die Quere und der ahnungslos Wandernde lässt sich auf einen verhängnisvollen Deal ein. Verführt vom Versprechen eines großen Wohlstandes gibt er seine geliebte Geige dem Teufel ab und bekommt dafür ein Buch, das höchstes Wissen verspricht – eben „wo andere nur glauben müssen.“ Tatsächlich bringt dessen Einsatz den gewünschten Reichtum, aber der Soldat ist dafür seine Seele, seine Liebe und Heimat los. 

Ringen um die verlorene Menschlichkeit

Die weitere Handlung beschreibt bildgewaltig und auch mit spitzer Ironie das nun folgende Ringen um die verlorene Menschlichkeit. Pate stand die Tradition russischer Jahrmarkterzählungen, herausgekommen ist ein Welttheater von zeitloser Gültigkeit. Musikalisch geht das Ganze mit einer raffinierten Mixtur zur Sache: Handlungstragend ist die virtuose Violine. Rhythmen prallen aufeinander, Stilelemente wie Tango, Walzer, Ragtime und Choral demonstrieren jene unangestrengte Leichtigkeit, mit der Strawinsky als großer Erneuerer der Musik im 20. Jahrhundert viele Konventionen aufhob.

Das Trio Schmuck, bestehend aus Lisa Schumann (Violine), Sayaka Schmuck (Klarinette) und Benyamin Nuss (Klavier), hat das Werk in einer Fassung arrangiert, die mit drei Musikern und einem Schauspieler auskommt.

Zu den Musikerinnen und Musikern:

Lisa Schumann, die Geigerin des Trios, lernte bei prominenten Personen, zum Beispiel Christian Tetzlaff oder Midori. Sie gewann zahlreiche Preise bei nationalen und internationalen Wettbewerben und trat als Solistin mit führenden Orchestern auf. Ihr Violinspiel repräsentiert in dieser Aufführung die ganze emotionale Bandbreite und Symbolkraft der Musik, die als verführerische und heilende Kraft fungiert.

Internationale Anerkennung

Sayaka Schmuck an der Klarinette ist als vielseitige Musikerin sowohl in der klassischen Musik als auch im Jazz und in der Neuen Musik zu Hause. Sie studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin und wurde mehrfach bei internationalen Wettbewerben ausgezeichnet und konzertiert regelmäßig in Europa und Asien. 

Benyamin Nuss, der Pianist des Trios, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Musik und Tanz Köln und bei renommierten Pianisten wie Pierre-Laurent Aimard und Anatol Ugorski. Bereits im Alter von 20 Jahren veröffentlichte er seine erste CD, die international Anerkennung fand. Neben der klassischen Musik widmet sich Nuss auch der Filmmusik und hat bereits mit Orchestern auf der ganzen Welt konzertiert.

Vielseitiger Künstler

Gerald Friese, ein erfahrener Schauspieler und vielseitiger Künstler, übernimmt die erzählerische und dramatische Gestaltung des Stückes und schlüpft dabei in verschiedene Rollen, allen voran in die die des Teufels mit seinem provokanten, weibischen Auftreten. Friese studierte an der Stuttgarter Schauspielschule und ist auf zahlreichen renommierten Bühnen im deutschsprachigen Raum zu Hause. Sein Markenzeichen sind packende literarische Performances, in denen er Poesie und Drama zu einer fesselnden Einheit verschmilzt. Friese arbeitet zudem als Regisseur und Dramatiker und ist auch für den Rundfunk tätig.

Kartenverkauf

Das „The Jewish Touch“-Konzert findet am Samstag, 5. Oktober 2024, um 17 Uhr in der Aula der Scharounschule der Stadt Marl statt. Karten zum Preis von 12 Euro sind ab sofort erhältlich im i-Punkt im Einkaufszentrum Marler Stern (Montag bis Freitag von 9:30 bis 18 Uhr und Samstag von 9:30 bis 13 Uhr). Telefonische Reservierungen unter (02365 / 99-4310) sind ebenfalls möglich. 

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Das Trio Schmuck hat das Werk in einer Fassung arrangiert, die mit drei Musikern und einem Schauspieler auskommt.

Der Schauspieler und Künstler Gerald Friese. Fotos: Trio Schmuck