Bestandsaufnahme der Sammlung
„Jeder, der schon einmal privat umgezogen ist, weiß, wie aufwendig ein solches Unterfangen ist“, sagt Georg Elben. „Alle Abläufe müssen bis ins kleinste Detail vorbereitet und geplant werden“. Dies gelte besonders für einen Museumsumzug. „Wobei die Dimension des Vorhabens natürlich deutlich größer und komplexer ist“, so Georg Elben. Schon seit Monaten bereitet sich das Museum auf den Auszug aus dem Glaskasten vor. Der Startschuss fiel mit einer Bestandsaufnahme der Museumssammlung und der europaweiten Ausschreibung. Den Zuschlag erhielt „Die Schmiede“, ein Restaurierungsatelier aus Duisburg.
Minutiöse Planung
Mit größter Sorgfalt widmet sich das Atelier-Team um Jan Deichsel den Umzugsvorbereitungen für die Kunstsammlung. Gut 1.900 Kunstwerke müssen bewegt werden – darunter Skulpturen, Bilder, Grafiken, Bronzefiguren und Plastiken aus Holz. „Nahezu alle Objekte werden speziell verpackt“, erklärt Georg Elben. Vorher werden die Kunstwerke entstaubt, wenn nötig gereinigt und fotografiert. Bevor der Umzug tatsächlich beginnt, sind die logistischen Abläufe minutiös zu planen. Manche Werke stellen die Arbeiter vor scheinbar unlösbare Aufgaben. Doch Zentner schwere Kunstwerke werden mit einem Kran aus dem Untergeschoss des Museums hochgezogen. „Gemeinsam mit dem Düsseldorfer Atelier-Team geben wir alles dafür, damit jedes Werk den Umzug sicher und unbeschadet überstehen wird“, verspricht der Museumsdirektor. Ende Februar soll alles erledigt sein.
Kunstwerke wandern nach Münster
Dann verlässt das Skulpturenmuseum nach 40 Jahren seinen Standort in der Stadtmitte. Ein Übergangsquartier wird an der Martin-Luther-King-Schule in Hüls aufgeschlagen. „Hier können wir nur kleinere Ausstellungen verwirklichen“, sagt Georg Elben. „Aber es bietet sich die Chance, Bürgerinnen und Bürger zu erreichen, die wir im Glaskasten bislang nicht gesehen haben“. Auch Kooperationen mit der Gesamtschule sind geplant. Das neue Kultur- und Begegnungszentrum Marschall 66 wird voraussichtlich erst in 2024 bezugsfertig. Bis dahin wandern die Kunstwerke ins Depot nach Münster. Dort stehen dem Marler Museum rund 200 Quadratmeter große Räume beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe zur Verfügung. „Ich bin sehr froh, dass wir dort genügend Platz bekommen haben“, sagt Georg Elben. „Das ist keine Selbstverständlichkeit. Wir hatten wirklich großes Glück“.
Schule wird zu Marschall 66 umgebaut
Als der Stadtrat 2015 mit breiter Mehrheit für die Rathaussanierung stimmte, sollte das nicht ohne Folgen für das Marler Museum bleiben. Schnell war klar: Eine der wichtigsten kulturellen Institutionen der Stadt braucht ein neues Zuhause. Der Glaskasten unter dem Sitzungstrakt soll nach der Rathaussanierung für die Marlerinnen und Marler zu einem Ort der Begegnung werden. Ein Café und die Spieliothek finden hier eine neue Heimat, für nachbarschaftliche Aktivitäten ist viel Platz. Die ehemalige Hauptschule an der Kampstraße wurde als neuer Standort ausgesucht und im Herbst zu Marschall 66 umgebaut.
Mehr Platz für Ausstellungen
„In Marschall 66 finden sich zukünftig vielfältige neue Möglichkeiten und Kooperationen“, sagt Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe. „Ich bin mir sicher: das neue Kultur- und Begegnungszentrum wird zu einem wichtigen Ankerpunkt in der Stadtmitte“. Der Name Marschall 66 erinnert an den ehemaligen in Marl tätigen Architekten und Stadtplaner Günther Marschall. Die Schule ist in den 1960er Jahren entstanden und mit baulichen Anklängen an das Bauhaus von besonderer architektonischer Qualität. Drei große Innenhöfe und die Verbindung zum angrenzenden Friedenspark führen die Tradition von möglichst großer Transparenz für die Präsentation von Skulptur weiter. Neben dem Museum, das mehr Platz für Ausstellungen und bessere Möglichkeiten für museumspädagogische Projekte erhält, wird die Stadtbibliothek an der Kampstraße einziehen. Auch sollen dort ausgewählte Angebote der insel-Volkshochschule und der städtischen Musikschule Platz finden.
Zentraler Baustein im ISEK 2025+
Das Projekt Marschall 66 ist ein zentraler Baustein des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ISEK 2025+ für die Entwicklung und Aufwertung der Stadtmitte. Das Leitprojekt soll künftig zusammen mit dem Grimme-Institut und anderen benachbarten Einrichtungen das urbane Band des Stadtzentrums bilden. Marschall 66 wird bislang mit rund 10 Mio. Euro aus Bundes- und Landesmitteln gefördert.