Bürgermeister würdigt Rudolf Heiland

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Bürgermeister Werner Arndt hat in einer Pressemitteilung an Rudolf Heiland erinnert, der am 8. September 100 Jahre alt würde. Darin würdigt Arndt den ehemaligen Bürgermeister als eine „bedeutende Persönlichkeit, deren politisches Wirken untrennbar mit der Entwicklung und dem Namen unserer Stadt verbunden ist".

Als „ein Mann von starkem Willen und produktiver Phantasie" - wie die Welt am Sonntag Rudolf Heiland 1961 bezeichnete - habe der Sozialdemokrat Heiland nach dem 2. Weltkrieg zwei Jahrzehnte lang die Entwicklung Marls geprägt. „Insbesondere der städtebaulichen Entwicklung in den 50 und 60er Jahren, mit der Marl immer wieder für positive Schlagzeilen sorgte, hat Rudolf Heiland seinen Stempel aufgesetzt", schreibt Werner Arndt.

Mit der im eigenen Ausstrahlungskraft und Beredsamkeit, mit Verhandlungsgeschick und großer Beharrlichkeit, so ist in den Dokumenten nachzulesen, sei es Heiland gelungen, die Politik und Öffentlichkeit von seinen „für damalige Zeit durchaus visionären Vorhaben" auf dem Gebiet der Stadtentwicklung zu überzeugen und diese auch gegen politische Widerstände durchzusetzen.

Atemberaubendes Tempo

In einem atemberaubenden Tempo entstanden so das Theater Marl (1953), Hans-Böckler-Berufskolleg (1953), das erste eigene Gebäude für die insel-VHS (1955), das Marl zur heimlichen Hauptstadt der Erwachsenenbildung machte und heute Sitz des Grimme-Institut ist, die Paracelsus-Klinik (1955), die als modernster Krankenhausneubau in Europa galt, oder das heutige Albert-Schweitzer-/ Geschwister-Scholl-Gymnasium (1958). 1960 wurde der Grundstein für das Rathaus gelegt, für das Heiland sich mit Nachdruck engagiert hatte, ebenso wie für eine Siedlung für die Musikerinnen und Musiker der Philharmonia Hungarica, die mit ihren Familien nach der Flucht aus Ungarn auf Veranlassung von Rudolf Heiland in Marl eine neue Heimat fanden. Drei Jahre später wurden schließlich der Bau der Hügelhäuser auf den Weg gebracht und 1964 der Grundstein für eine Schule nach Plänen des berühmten Architekten Hans Scharoun (die heutige Scharounschule) gelegt.

Vor allem der Bau der (bis 2008 noch städtischen) Paracelsus-Klinik sorgte international für Aufsehen und veranlasste die renommierte Internationale Paracelsus-Gesellschaft, Rudolf Heiland für seine Dienste um das öffentliche Gesundheitswesen als ersten Nicht-Wissenschaftler zum Ehrenmitglied zu ernennen.

1946 zum Bürgermeister gewählt

Rudolf Heiland selbst stammte aus einfachen Verhältnissen. Er wurde 1910 in Hohendorf in Sachsen geboren und kam mit seinen Eltern - sein Vater war Bergmann - 1912 nach Marl. Nach dem Schulbesuch arbeitet er ab 1925 als Hilfsmonteur im Elektrowerk der Stadt Marl, bis er 1933 als Mitglied der SPD von den nationalsozialistischen Machthabern entlassen und 1936 „wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens" zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte Heiland 1945 aus Danzig nach Marl zurück und startete hier eine bemerkenswerte politische Karriere. Bei den ersten freien Wahlen nach dem Krieg wurde Rudolf Heiland 1945 in den Rat der Stadt und 1946 zum Bürgermeister gewählt - ein Amt, das er bis zu seinem Tode innehaben sollte. Ab 1946 gehörte Heiland außerdem dem Kreistag an, von 1947 bis 1949 war er Mitglied des Landtages, und 1949 wählten ihn die Bürgerinnen und Bürger in den deutschen Bundestag. Innerhalb kürzester Zeit hat Heiland so alle politischen Ebenen der noch jungen Demokratie durchmessen. Außerdem gehörte Rudolf Heiland dem sogenannten Parlamentarischen Rat an und zählt damit zu den Vätern des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.

Schattenseite der Karriere

Anfang der 60er Jahre warfen Geldgeschäfte, die Heiland und der damalige Kämmerer am Rat der Stadt vorbei mit einem (später als betrügerisch entlarvten) Bankier gemacht hatten, einen Schatten auf seine Karriere und setzen ihm auch persönlich schwer zu. Am 6. Mai 1965 starb Rudolf Heiland an einem Herzinfarkt.

Dass sich Rudolf Heiland in seinem zwanzig Jahre langen Engagement als Bürgermeister und Politiker um Marl verdient gemacht hat, ist für Bürgermeister Werner Arndt „unumstritten". „Das Wirken Rudolf Heilands wird auf immer eng mit der Geschichte unserer Stadt verbunden bleiben und verdient daher auch eine sichtbare Anerkennung und Würdigung".

 

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Rudolf Heiland, ehemaliges Stadtoberhaupt, wäre am 8. September 100 Jahre alt geworden.