Wir hatten lange gesucht, bis wir jemanden für diese wichtige Aufgabe gefunden haben“, freut sich Bürgermeister Werner Arndt, die vakante Stelle zum neuen Jahr besetzen zu können. Die Freude ist gegenseitig. „Mit Marschall 66 bekommt Marl ein spannendes Projekt, sofern der Rat noch zustimmt. Diese interessante Aufgabe hat mich besonders gereizt“, erklärt die studierte Bibliothekarin.
Ein Kind der Region
Beate Convent ist übrigens ein Kind der Region – geboren und aufgewachsen in Bottrop, nach Stationen in Baden-Württemberg und Niedersachsen wieder ins Ruhrgebiet zurückgekehrt, war sie auch in Dorsten und zuletzt in Recklinghausen und Lünen als Bibliotheksleiterin in verantwortlicher Position. In Marl ist sich die 55-Jährige mit Kulturdezernentin Claudia Schwidrik-Grebe einig, dass bei den Räumlichkeiten und dem Bestand noch Luft nach oben ist. „Natürlich möchten wir gemeinsam mit Beate Convent der Stadtbibliothek neues Leben einhauchen“, so die Dezernentin.
Öffnungszeiten sollen erweitert werden
Dazu zählen unter anderem auch erweiterte Öffnungszeiten. „Aktuell sind diese aufgrund der angespannten Personalsituation ein wenig eingeschränkt. Umso glücklicher sind wir, das Vakuum an ambitionierter Stelle gefüllt zu haben“, gesteht auch Andreas Steinberg, Leiter des Amtes für Kultur und Weiterbildung. Einschließlich der Kinderbibliothek Türmchen (auch dort wird noch eine neue Leitung gesucht) verfügt Marl über rund 80.000 Medien, die sich die Bürgerinnen und Bürger bei einer Jahresgebühr in Höhe von 15 Euro kostenlos ausleihen können.
Bestandsaufnahme als eine der ersten Aufgaben
Darunter befindet sich natürlich jede Menge Belletristik. Diese mag auch Beate Convent – am liebsten aus dem Krimi-Genre und aktuell von skandinavischen Autorinnen und Autoren. Und ist sie auch schon an ihrem zukünftigen Arbeitsplatz bei der Suche nach spannender Lektüre fündig geworden? „Einen Überblick bzw. eine Bestandaufnahme habe ich natürlich noch nicht gemacht. Das wird im Januar eine der ersten Aufgaben sein. Aber das eine oder andere Buch würde mich schon auch persönlich interessieren “, sagt die passionierte Radfahrerin.
Treffpunkt des Austausches als Ziel
Doch nicht nur beim Bestand wird das Team Hand anlegen. Schließlich ist die Bestandspflege ein durchgängiges Thema. Die Zentralbibliothek soll zum Treffpunkt des Austausches werden, so wie es in anderen Städten bereits Usus ist. „Hier in der insel gibt es aufgrund der Räumlichkeiten leider keine kleinen Rückzugsorte oder ruhige Leseecken. Da sind wir in unseren Möglichkeiten beschränkt“, weiß Werner Arndt. Das bedauert auch Beate Convent: „Die Bibliotheken haben sich in den vergangenen Jahren verändert, weg von einer reiner Ausleihstelle, hin zu einer Begegnungsstätte für alle Generationen. Das wollen wir auch in Marl schaffen.“
Bestseller-Listen sind Selbstläufer
Rund 100.000 Euro stehen im Jahr für neue Medien zur Verfügung. Was demnächst zum Portfolio gehören wird, muss sich noch zeigen. „Im Bereich Sachbücher schauen wir genau hin, welche Bereiche nachgefragt sind und wo sich die Marlerinnen und Marler eher im Internet schlau machen“, blickt Beate Convent bereits nach vorne. Verstärkt ist in der jüngsten Vergangenheit die Nachfrage von Schülerinnen und Schülern geworden, die sich für Referate und Hausarbeiten in der Zentralbibliothek ihre Literatur besorgen, auch die Titel aus den Bestseller-Listen seien im Prinzip Selbstläufer.
Viele Arbeiten finden im Hintergrund statt
Neben dem Blick auf den Bestand und mögliche Optimierungen gehört vor allem das Administrative zu den Aufgaben der neuen Leitung. Und die finden mehr im Hintergrund statt, genauso wie ein zu ergänzendes und überarbeitendes Konzept. „Aber selbstverständlich stehe ich auch mit Rat und Tat für die Kundinnen und Kunden zur Verfügung, wenn diese Hilfe benötigen oder einfach nur eine Information“, so Beate Convent, die der Zentralbibliothek auch zu mehr Popularität verhelfen möchte.
"3. Ort" für die Menschen der Stadt
Bürgermeister Werner Arndt vergleicht die neue Leitung dementsprechend mit einem Trainer im Fußball. Eine Mannschaft könne zwar auch selbst einen Ball organisieren und Trikots überziehen, doch ohne Taktik, Aufstellung etc. gehe es nun mal nicht. Und so sollen demnächst alle Bevölkerungsschichten in der Bibliothek neben der Arbeit und dem Zuhause ihren „3. Ort“ finden und das niederschwellige Angebot annehmen, also mit zum Team gehören. Schließlich gehe es nicht ausschließlich um Hochkultur für eine kleine Gruppe, sondern um Bildungskultur für jeden Menschen.
Kooperation mit Universitäten
Was vielen Menschen vielleicht nicht bekannt ist: Auch heute schon bietet die Institution eine Menge Service. Claudia Schwidrik-Grebe: „Wir kooperieren mit zahlreichen Universitätsbibliotheken – vor allem in NRW. Ganz spezielle wissenschaftliche Produkte können in wenigen Tagen organisiert werden, wenn sie hier nicht vorrätig sind. Niemand muss quer durchs Land fahren.“
Großes Angebot für einen kleinen Preis
Der Jahresausweis für die Ausleihe von Büchern, Zeitschriften, E-Books und die Nutzung der PC-Arbeitsplätze kostet übrigens lediglich zwölf Euro. Für Personen unter 18 Jahren, Schülerinnen/Schüler, Inhaberinnen/Inhaber der Ehrenamtskarte, in Marl tätige Lesepatinnen/Lesepaten, Lehrerinnen/Lehrer von Schulen mit Kooperationsvertrag ist dieser Ausweis sogar kostenlos. Studierende, Praktikantinnen/Praktikanten im Bundesfreiwilligendienst zahlen sechs Euro im Jahr. In der Corona-Zeit mit geschlossenen Schulen gab (und gibt es immer noch) wichtige Hinweise, Tipps und Links zum Lernen für zu Hause. Und auch ein Streaming-Angebot hat die Zentralbibliothek im Programm – Netflix, Amazon und Co. quasi zum Schnäppchenpreis: Das Filmportal für Bibliotheken bietet mehr als 3.500 Spiel- und Dokumentarfilme, Serienfolgen und Kurzfilme für Filmliebhaber und Cineasten, für Familien, Kinder und Jugendliche.