Ausstellung im Glaskasten: Skulpturen der Lobi

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Die Lobi - eine in Burkina Faso, der Elfenbeinküste und Ghana beheimatete Ethnie - zeichnen sich durch die Gestaltungsvielfalt ihrer Skulpturen aus. Ohne den vergleichenden Blick auf Kunstwerke des westlichen Kulturkreises sollen die aussagekräftigen Skulpturen im Skulpturenmuseum Glaskasten präsentiert werden und so den unvoreingenommenen Blick auf ihre Formschöpfungen ermöglichen.

Privatsammler von Lobi-Skulpturen, darunter wohl zwei der bedeutendsten in Deutschland, haben sich bereit erklärt, Teile ihrer Sammlungen für diese Ausstellung zu leihen. Bis zum 29. Mai haben Besucher die einmalige Gelegenheit, einen Blick auf die beeindruckenden Formschöpfungen der afrikanischen Skulpturen zu werfen.

Afrikanische Skulpturen

Das Skulpturenmuseum Glaskasten präsentiert bereits zum zweiten Mal eine Ausstellung mit afrikanischen Skulpturen. Im Jahr 2008 begeisterten Objekte Skulpturen und aus der Region des Königreiches Dahomey aus der Sammlung von Birgit Schlothauer und Gustav Wilhelm die Gäste des Glaskastens. Mit der Ausstellung der Lobi freut sich das Skulpturenmuseum Glaskasten auf aussagefähige Skulpturen, die eine differenziertere Perspektive auf die afrikanische Kunst ermöglicht.

Die Lobi sind eine Volksgruppe von Ackerbauern, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts überwiegend im heutigen Burkina Faso, sowie der Elfenbeinküste und Ghana beheimatet ist. Im Unterschied zu anderen afrikanischen Ethnien gibt es bei den Lobi kaum Handwerker, die auf das Schnitzen von Figuren spezialisiert sind. So kann jeder Mann durch Vermittlung des Wahrsagers von den Göttern den Auftrag erhalten, selbst eine Figur zu schnitzen.

Formvielfalt

Hieraus erklärt sich die Formenvielfalt in der Gestaltung der Skulpturen, die zwar bestimmten Grundregeln folgt, aber durchaus erhebliche Abweichungen hiervon aufweisen kann. Für den rituellen Gebrauch ist die aus europäischer Sicht ‚ästhetische' Gestaltung völlig unerheblich, da das Objekt - egal wie ‚qualitätvoll' es gearbeitet ist - für den Gebrauch im Ritus geeignet ist. Das vorwiegende Material der afrikanischen Skulptur ist Holz, wie es die örtliche Natur liefert. Dementsprechend sind nach europäischen Begriffen wirklich alte Skulpturen sehr selten, da nicht zuletzt die klimatischen Bedingungen den Holzskulpturen nur eine vergleichsweise geringe Lebensdauer erlauben. Neben Holzskulpturen finden sich bei den Lobi auch Terrakotta- und Gelbguss-Arbeiten.

Durch die Präsentation in einer Ausstellung sind die Skulpturen ihrem tradierten und rituell geprägten Zweck und Umfeld entzogen, was eine Sichtweise auf die künstlerische Qualität der Figuren erlaubt.

Privatsammlungen

Da die Skulpturen der Lobi erst vergleichsweise spät in Europa bekannt wurden und sich überwiegend in Privatsammlungen befinden, sind sie entsprechend selten in Ausstellungen zu sehen. In den vergangenen dreißig Jahren fanden im deutschsprachigen Raum lediglich drei Museumsausstellungen statt, in der ausschließlich Arbeiten der Lobi gezeigt wurden, nämlich die Ausstellung „Kunst und Religion der Lobi" 1981 im Museum Rietberg, Zürich, „Die Lobi" 1984 in der Städtischen Wessenburg-Gemäldegalerie, Konstanz, und „Skulpturen der Lobi" 2000 im Kulturhaus der Stadt Graz. Europaweit Beachtung fand im Jahr 2007 die Ausstellung von Skulpturen der Lobi im Château du Grand Jardin in Joinville/Frankreich.

 

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Beeindruckend fremd: Die Skulpturen der Lobi aus dem westlichen Burkina Faso.