Dessen Name ist eng verbunden mit der Geschichte des Bergwerks Auguste Victoria (AV). Dr. Gerhard Jüttner wurde am 15. Oktober 1945 - nur weniger Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs - die Leitung der Schachtanlage übertragen. Als Bergwerksdirektor hatte er maßgeblichen Anteil daran, dass die Belegschaft und die Produktion der Zeche nach Kriegsende wieder rasch zunahmen und AV nach Auflösung des I.G.-Farben-Verbandes in den Eigentumsverbund mit der BASF überführt wurde, in dem das Bergewerksunternehmen viele erfolgreiche Jahre hatte.
Würdigung des Engagements
Die Unterzeichnung der Verträge sollte Gerhard Jüttner selbst nicht erleben. Auf der Fahrt zur Vertragsunter-
zeichnung in Frankfurt verunglückte er schwer und erlag am 30. März 1953 seinen Verletzungen. An der Trauer-
feier nahmen über 1.000 Bergleute teil. Die Stadt Marl würdigte das Wirken von Gerhard Jüttner, der sich auch als Förderer des Sports einen Namen gemacht hatte, indem sie das Stadion in Drewer-Nord und eine Straße in der Nähe der Victoriastraße nach ihm benannte.
Orte der Erinnerung
Und so überrascht es nicht, dass die Besichtigung des Stadions und der Straße für seinen Sohn Hans-Udo an erster Stelle stand. Weitere Orte der Erinnerung, die Dr. Hans-Udo Jüttner gemeinsam mit Karl-Heinz Sonnenschein, seinem Freund aus Kinder- und Jugendjahren, besuchte, waren u.a. die Schachtanlagen AV 1/2 und 3/7, das Erzschachtmuseum und das ehemalige Wohnhaus der Familie, das heute noch als Jüttner-Villa bekannt ist („Wir haben dort als Kinder immerzu Fußball gespielt mit einem Ball, den Karl-Heinz' Mutter aus Stoffresten genäht hatte"). Auch die Skulptur „Kugelstoßer" von Robert Ittermann am Jahn-Stadion, mit der AV den ehemaligen Bergwerksdirektor postum als „Förderer von Sport und Jugend" ehrte, hat Dr. Hans-Udo Jüttner fotografiert und für die Familiengeschichte dokumentiert. Auf der Liste der zu besichtigten Erinnerungsorte stand schließlich auch das Albert -Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasium.
Treffen mit Bürgermeister
Denn wie sich im Gespräch mit Bürgermeister Werner Arndt, das Karl-Heinz Sonnenschein vermittelt hatte, herausstellte, hatte Dr. Hans-Udo Jüttner am ehemaligen Albert-Schweitzer-Gymnasium sein Abitur gemacht und nach dem Medizinstudium als junger Arzt zwei Jahre lang gemeinsam mit Albert-Schweitzer in dessen legendäre Urwaldklinik in Lambarene im zentralafrikanischen Gabun gearbeitet. Er wird damit vermutlich einer der ganz wenigen Absolventen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums sein, der den Urwalddoktor Albert Schweitzer näher kennenlernen konnte. Auch Bürgermeister Werner Arndt war beeindruckt. Er regte an, dass Dr. Hans-Udo Jüttner gelegentlich ausführlicher über seine Schulzeit am Albert-Schweitzer-Gymnasium und seine Zusammenarbeit mit Albert Schweitzer berichten möge, vielleicht in der insel-Vhs oder im Albert-Schweitzer-Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Er sei gerne bereit, so Arndt, entsprechende Kontakte zu knüpfen. Der Gast nahm die Anregung mit Wohlwollen auf.
Blick vom Rathausturm
Zum Abschluss seines Besuchs ließ Dr. Hans-Udo Jüttner in Begleitung von Karl-Heinz Sonnenschein und Werner Arndt seinen Blick vom Dach des Rathausturmes über die Stadt seiner Kindheit und Jugend schweifen. Alle drei waren sich einig: Es sollte nicht der letzte Besuch in Marl gewesen sein.